Theo Bleckmann

"Elegy" heisst sein letztes, 2017 auf ECM erschienenes Album mit Shai Maestro (p), Ben Monder (g), Chris Tordini (b) und John Hollenbeck (dr), das Theo Bleckmann in jenem Jahr in dieser fantastischen Besetzung auch im Jazzcampus präsentierte. Die Kompositionen dieses Albums sind ruhige, langsame, elegische Lieder zum Thema Tod, die aber nicht mit Schwere beladen sind und ohne jegliches Pathos daherkommen. Sie verbreiten eine fast sakrale oder feierliche, dabei aber fast leichtherzige Stimmung, bar jeglicher Esoterik, mit einem Hauch von Transzendenz – ein furchtloses, nüchternes, positiv-zärtliches, fast schon Zen-mässiges Rendez-vous mit der Sterblichkeit. Im Jazzcampus war er auch schon im Duo mit dem Gitarristen Ben Monder zu hören, und er arbeitete mit der Focusyear Band 18.

Der 1966 in Dortmund geborene Vokalist, von DownBeat schlicht als "wahnsinniges Genie" be-zeichnet, lebt seit 1989 in New York, bewegt sich auf höchstem Niveau und geradezu chamäleonar-tig in verschiedensten Formen aktueller Musik: vom Jazz seiner Mentorin Sheila Jordan und Grössen wie Meredith Monk, Steve Colman, Anthony Braxton oder John Zorn über Philip Glass und Kate Bush bis zu Charlies-Ives-Arrangements mit der New Yorker Electricband Kneebody.

"Theo Bleckmann ist eine Art halbverborgene Kultfigur der New Yorker Szene, seine Stimme geistert unfassbar zwischen Performance-Art, E-Musik, Ambient und Elektronik. Sie ist kindlich und nie frivol. Fast geschlechtslos, als hätte das Debakel unter dem Baum der Erkenntnis nie stattgefunden" – so der Schweizer Jazzkolumnist Peter Rüedi. Das Rowohlt-Lexikon schreibt, der 50-jährige Deutsche bringe seine "extended vocal technics" in Einklang mit solidem Swing und jener Verantwortung, die eine bewegende Balladen-Interpretation voraussetze. Seine bruchlosen Wechsel innerhalb einer Phrase erinnerten in seinen konventionellen Teilen an Mark Murphy. Seine Stimme ist auch in Steven Spielbergs 'Men in Black' oder mit klassischen Orchestern zu hören.