Chris Cheek
Artist in Residence
21. — 26. Februar 2022
Der Saxophonist Chris Cheek ist 1968 in St. Louis/Missouri geboren. Er studierte am Berklee College of Music in Boston bei Joe Viola, Hal Crook und Herb Pomeroy und kam 1992 nach New York, wo er u. a. mit Paul Motians Electric Bebop Band, Seamus Blakes The Bloomdaddies (mit Jorge Rossy) und Charlie Hadens Liberation Music Orchestra, Wolfgang Muthspiel, Luciana Souza, David Berkman, Steve Swallow, Carla Bley, Bill Frisell, Stephan Crump und Jen Chapi arbeitete oder mit Guillermo Kleins Band Los Guachos, mit der er 2018 auch am Jazzcampus zu hören war und ein Album einspielte. Als Leader hat er mit Grössen wie Brad Mehldau, Jorge Rossy, Steve Cardenas oder Kurt Rosenwinkle gespielt.
Cheeks Musik sei breit gefächert, fest verwurzelt in der Jazztradition und mit einem Fuss im Unbekannten, so das Haager Koninklijk Conservatorium, das Carla Bley und Steve Swallow zitiert: "Einerseits ist er die Verkörperung eines sanften, anmutigen Lyrismus. Andererseits kann er dem Drang zur Subversion nicht widerstehen. Gerade wenn er Sie davon überzeugt hat, dass die Dinge nicht besser sein könnten, spielt er etwas, das Sie zurück ins wahre Leben holt, etwas, das so direkt und prägnant ist wie ein Aufwärtshaken. Trauen Sie diesem Mann nicht! Zuhören auf eigene Gefahr." Peter Rüedi schrieb schon 2006 in einer seiner berühmten Kolumnen, Chris Cheek ziehe die unterschiedlichsten Stilhaltungen und Techniken wie ein Organist seine Register und erzähle als grosse Qualität Geschichten, egal, ob die Textur seine Saxophon-Sounds mal mehr an Ben Webster oder an Dewey Redman oder auch mal an Ornette Coleman erinnerten, ungeachtet, ob er sich älterer oder jüngerer oder selbst erfundener Sprachen bediene: Die Syntax sei immer die seine, der Tonfall, die Interpunktion. Und der Kolumnist hebt ebenfalls die lyrische Meisterschaft hervor: "Chris Cheek ist der grosse Lyriker unter den Saxophonisten seiner Generation. Manche sagen schon, der grösste nach Stan Getz. Etwas ins Ungefähre gesagt: Er ist eine Art an Getz, Lovano, Joe Henderson und anderen Meistern des Filigrans gewachsene Lester-Young-Auferstehung unserer späten Tage."
Auch Guillermo Kleins Äusserungen werden bei Chris Cheek gerne herbeigezogen, selbst wenn sie, was ihrer Gültigkeit nichts anhaben kann, schon etwas zurückliegen dürften: "Chris ist einer meiner Lieblingsmenschen auf dieser Welt. Ein erstaunlich begabter Musiker in ständiger Verbindung mit dem Klang. Seit mehr als 20 Jahren habe ich das Glück, Musik mit ihm zu teilen, und ich muss sagen, dass jede Note und jeder Satz, den er bisher gespielt hat, wunderschön und bedeutungsvoll war, so inspirierend, seine Interpretation der Musik zu hören, und auch seine eigenen Melodien haben eine einzigartige Schönheit. Er macht einen Ort zu einem Ort des Geschehens... Ich glaube, er merkt es gar nicht so sehr, weil er immer dort ist."